
Vor ein paar Jahren erkannten Unternehmer bereits, dass sie durch den Versand von Produkten per Drop Shipping mit wenig Aufwand ihr Geschäft erweitern können. Drop Shipping ist eine Logistikstrategie und sozusagen der Vorgänger von Drop Servicing, bei der ein Händler Waren an Kunden verkauft, ohne selbst je mit der Ware in Kontakt zu kommen. Auf einer Webseite werden Billigprodukte, etwa aus China, hochwertig präsentiert. Kauft ein Kunde über die Webseite ein, gibt der Drop Shipper den Auftrag direkt an den Großhändler weiter. Dieser liefert auch direkt die Ware an den Kunden.
Die Marge des Drop Shippers ergibt sich aus der Differenz des Großhandelspreises und des Preises, den die Kunden auf seiner Webseite bezahlt haben. Der Händler hat somit kaum Aufwand, nie Kontakt mit der physischen Ware – und eine ordentliche Marge. Einzelne Drop Shipper sollen mit der Strategie monatlich nebenbei 10.000 Euro Gewinn gemacht haben. Nun entsteht in den USA ein ähnliches Arbitrage-Modell, welches noch weniger Aufwand verspricht: Drop Servicing.
Von Drop Shipping zu Drop Servicing
Nun haben Selbstständige entdeckt, dass sich das Drop-Shipping-Modell auch auf Dienstleistungen anwenden lässt. So, wie das Drop-Shipping Produkte an Konsumenten verkauft, so verkauft Drop Servicing Dienstleistungen an Unternehmen. Als Drop-Servicing-Selbstständiger kümmerst du dich um die Organisation des Geschäftes und lässt die Dienstleistungen von Freelancern ausführen. Du stellst also den Vermittler zwischen den Auftraggebern und den Dienstleistungsanbietern dar, auf die du dich spezialisierst.
Diese Services lassen sich gut per Drop Servicing vermitteln:
- Vermarktung
- SEO
- Facebook-Werbung
- Texterstellung
- Inhaltliches Schreiben
- Erstellung von Grafiken
Wozu ein Drop-Servicing-Unternehmen starten?
Drop-Service-Unternehmen agieren ähnlich wie Agenturen, bei denen das Outsourcen von Aufträgen schon lange etabliert ist. Zur Auffrischung: Beim Agentur-Modell wird ein Team von Personen gebildet, die sich mit einer bestimmten Dienstleistung auskennen und von einem Manager geleitet werden. Der Manager hilft dabei, eine höhere Auftragsquote zu erreichen und bei Bedarf weitere Teammitglieder einzustellen.
Beim Drop Servicing stellt das digitale Team eine Ansammlung aus Freelancern dar, an welche die angebotenen Dienstleistungen weitergegeben werden. Der Freelancer bietet den Service eigentlich viel günstiger an als der Drop-Servicing-Unternehmer auf seiner Webseite. Hiervon weiß der Kunde natürlich nichts.
Bucht ein Kunde nun eine Dienstleistung über die Drop-Service-Webseite, wird der Auftrag an einen Freelancer weitergeleitet. So wird das gängige Freelancer-Prinzip oder das Outsourcing, was viele Agenturen betreiben, auch für Selbstständige attraktiv.
Die Vorteile von Drop Servicing
Drop Servicing bietet einige Vorteile gegenüber Drop Shipping: Da alle Dienstleistungen digital ablaufen, kann es nicht zu Lieferverzögerungen kommen, anders als bei physischen Produkten, die aus China eingeflogen werden. Zudem entfällt das Risiko, dass Waren beim Großhändler plötzlich ausverkauft sind. Drop Servicing bietet außerdem die Möglichkeit, Klienten langfristig zu binden, sodass sie die angebotenen Dienstleistungen auch in Zukunft immer wieder in Anspruch nehmen – ganz ohne Neukundenakquise und Marketingkosten.
Ein weiterer Vorteil von Drop Servicing ist: keine Verkaufsgespräche. Agenturen probieren per Telefonat oder Videocall eine individuelle Dienstleistungslösung für ihre Kunden zu finden. Das ist beim Drop Servicing nicht nötig – du wartest, bis ein Kunde ein Dienstleistungspaket über deine Webseite kauft und gibst den Auftrag an einen Freelancer weiter – das war’s.
So baust du einen Drop-Servicing-Shop auf
Natürlich gibt es schon einige Tools, wie etwa Shopify, die dabei helfen sollen, unkompliziert mit Drop Servicing zu starten. Hierzu zählen etwa Softwares, die den Aufbau des Onlineshops erleichtern, auf dem die angebotenen Dienstleistungen präsentiert werden sollen. Tools wie Kartra und Clickfunnels stellen All-in-One-Lösungen dar, um Landingpages zu erstellen und direkt einen „Marketing-Funnel“ aufzubauen, um etwa Webseitenbesucher in eine Mailing-Liste zu packen oder Upsells zu generieren. Am besten verkaufst du zu Beginn nur eine spezielle Dienstleistung, die du in verschiedenen Abstufungen anbietest. So kannst du beispielsweise eine Beratung für jeweils eine Social-Media-Plattform anbieten, oder eben für mehrere Netzwerke gleichzeitig.
Neben dem Shop benötigst du auch noch günstige Freelancer, die die Dienstleistungen für dich übernehmen. Hier kannst du Plattformen wie Upwork, People per Hour oder Fiverr in Anspruch nehmen. Diese Plattformen helfen dir auch dabei, die richtige Nische zu finden. Hast du eine Kategorie mit günstigen Dienstleistungen gefunden, kannst du im Keyword-Planer von Google nachsehen, ob die Nische ein geeignetes Suchvolumen besitzt. So kannst du ermitteln, ob es sich überhaupt lohnt, mit Adwords-Anzeigen für die Dienstleistung zu werben. (Wenn keiner nach der Dienstleistung googelt, wird auch niemand deine Angebote wahrnehmen.)
Alternativ gibt es auch Plattformen, auf denen Unternehmen ihre Aufträge ausschreiben und so Angebote von Agenturen (oder Drop Service-Anbietern) einholen. Eine beliebte Plattform hierfür ist etwa Upwork. Hier kannst du recherchieren, für welche Nischen es besonders viele Ausschreibungen gibt und, falls du schon ein Freelancer-Team auf die Beine gestellt hast, dich direkt über die Plattform bewerben. So kannst du geschickt den Google-Rankings entgehen und sparst dir die Adwords-Anzeigen.
Schnelles Geld oder unsicheres Nischenprojekt?
Ist Drop Servicing nun wirklich so rentabel, wie es auf den ersten Blick scheint? Da die Online-Dienstleistungen zu einer spezielleren Branche gehören als Billigprodukte aus China, ist das Volumen viel geringer als beim Drop Shipping, auch wenn die Marge per Auftrag natürlich deutlich höher ist. Zudem lassen sich hochpreisige Dienstleistungen eher weniger über Drop Servicing anbieten. Eine SEO-Beratung wird eben nicht so impulsiv gekauft wie ein billiges Gadget. Durch Preisvergleiche entscheiden sich Kunden hier eher für eine günstigere Lösung.
Die Marge könnte zudem noch unter den Ausgaben für Google-Ads leiden, die Drop-Servicing-Unternehmen schalten müssen, um überhaupt gefunden zu werden. Da viele Dienstleistungen personalisiert sind, ist es viel schwieriger, das Business schnell zu skalieren, als es beim Drop Shipping der Fall ist. Ist ein Kunde unzufrieden mit der Leistung der Freelancer, musst du diese trotzdem bezahlen – und dem Kunden eventuell zusätzlich seine Kosten erstatten.
Eine Google-Suche zu Drop Servicing liefert derzeit fast nur Videos von selbsternannten Experten, die zeigen, wie sie ihr eigenes Drop-Servicing-Unternehmen errichtet haben. Meistens werben sie anschließend für den eigenen Onlinekurs. Ob sich der Trend etablieren wird oder lediglich eine Welle von Onlinegurus anstelle erfolgreicher Geschäftsmänner hervorbringt, wird sich zeigen.
Immerhin schon angedeutet, aber so wie beim Dropshipping die Reklamationshölle immer vergessen wird zu erwähnen, könnte es hier in der Darstellung auch etwas unterrepräsentiert sein wenn der Kunde seinen teuren Service in mehreren Beschwerde- und Nachbesserungsgängen reklamiert.
Was bei teuren Dienstleistungen noch wesentlich nachhaltiger und unangenehmer ausfallen könnte….