Eine aktuelle Studie des Brand Science Institute (BSI) kommt zu dem Ergebnis: KI bringt unser Denken und Handeln aus dem Takt. Unternehmen und ihre Wertschöpfungsketten und -stufen sind gerade in den Schnittstellen nicht auf die Schnelligkeit von KI eingestellt. Auch wenn wir mit ihrer Hilfe schneller arbeiten können, bleibt die Wirksamkeit und die Effizienz im Gesamtergebnis auf der Strecke.
„Effizienzgewinne durch KI kippen ab einem bestimmten Punkt in Bedeutungsverlust und sinkende Wirksamkeit“, sagt Prof. Dr. Nils Andres, Gründer und Geschäftsführer des Brand Science Institute (BSI) und Leiter der Studie. „Der Zeitvorteil von KI verpufft in Abstimmungen, Reportings und Nacharbeit, wenn Integrationsprozesse nicht mithalten. Das schnellere Tempo steigert zwar den Output, senkt aber den Erfolg.“
Das Effizienzparadox: Schneller heißt seltener erfolgreich
Die Studie mit 239 Marketingverantwortlichen zeigt: Teams mit hoher KI-Geschwindigkeit erzielen eine um 27 Prozent geringere Erfolgsquote als jene mit moderatem Tempo.
„Wenn Inhalte schneller produziert werden, als sie verstanden werden, sinkt die Wirksamkeit der Ergebnisse“, so der Wissenschaftler. Jedes zusätzliche KI-Tool im Workflow erhöhe die Fehlerquote um 12 Prozent und senke die Kohärenz um 15 Prozent.
Mehr Output = mehr Reibung
In Teams mit hoher KI-Geschwindigkeit steigen Nachbearbeitungen um 41 Prozent, Freigabezeiten um 29 Prozent und interner Abstimmungsaufwand um 24 Prozent. Zwei Drittel der Befragten berichteten, dass sie heute „mehr Reportings als Entscheidungen“ produzierten. 57 Prozent erlebten einen „Dauerloop-Effekt“: Kampagnen liefen zwar schneller, würden aber nie wirklich fertig.
KI fördert Stress und emotionale Leere
„Die Beschleunigung überfordert unser Denken und untergräbt unser Selbstwertgefühl“, so Prof. Dr. Nils Andres. So gaben 62 Prozent der Marketingverantwortlichen in der Studie an, ständig unter Entscheidungsdruck zu stehen. 58 Prozent sagten: „Ich treffe Entscheidungen, bevor ich sie verstehe.“
Fast drei Viertel (71 Prozent) berichteten, dass sie Inhalte zwar schneller produzierten, aber „mit weniger innerer Beteiligung“. Zeitlicher Stress stieg um 43 Prozent, das „Ownership-Gefühl“ – Werkstolz gegenüber dem eigenen Output – sank um 37 Prozent. Nur 19 Prozent der Befragten hatten den Eindruck, am Ende des Tages etwas Sinnvolles getan zu haben. Die Hälfte der Befragten empfindet die Arbeit mit KI als „mechanisches Arbeiten“, das sich zwar funktional perfekt, emotional aber leer anfühlt.
Bedeutungsverlust: Botschaften werden austauschbar
KI produziert mehr Inhalte, aber weniger Bedeutung. Drei Viertel der Marketingprofis sagten, dass Botschaften zwar professioneller, dafür aber austauschbarer klängen. 47 Prozent der Marketingtexte enthielten „redundante oder inhaltsleere“ Phrasen. Die Inhaltstreue zur Marke fiel bei hohem Tempo um 33 Prozent, die Kampagnen-Performance sank im Schnitt um 21 Prozent. Nur 22 Prozent sagten, dass Marken heute noch eine spürbare Haltung transportierten.
Speed Literacy als Schutzfaktor
„Wenn Teams das Tempo von KI bewusst steuern, können sie dieses Muster durchbrechen“, so Prof. Dr. Nils Andres. Dies sei keine technische, sondern eine kulturelle Fähigkeit. „Organisationen sollten Pausen verteidigen, Grenzen setzen, Überhitzung erkennen. In Zeiten von KI geht es nicht darum, schneller zu denken, sondern bewusster zu takten“, so der Experte.
Dann hätten Teams bis zu 30 Prozent weniger Stress, sparten 25 Prozent Nacharbeit ein und erzielten eine 19 Prozent höhere Kampagnenwirkung.
„Führung wird zur Zeitkunst: Wichtig ist nicht, schneller zu entscheiden, sondern zu wissen, wann man bremst“, so Prof. Dr. Nils Andres. Wertschöpfung müsse neu gedacht werden.
Über die Studie:
Für die empirische Studie zum Paradox der Beschleunigung wurden 239 Marketingverantwortliche aus Unternehmen und Agenturen befragt. Der Fokus lag auf der Frage, wie sich die Geschwindigkeit von KI-Prozessen auf das Erleben, die Entscheidungsqualität und die Kohärenz von Organisationen auswirkt. Die Erhebung erfolgte durch eine Onlinebefragung und ergänzende qualitative Tiefeninterviews.
Über das Brand Science Institute (BSI):
Das Brand Science Institute ist ein international tätiges Beratungsunternehmen mit Sitz in Hamburg, das sich auf die Entwicklung moderner Kommunikationsansätze und Markenführungsmodelle spezialisiert hat. Es versteht sich als Wissenstransformator zwischen Wissenschaft und Praxis und unterstützt Unternehmen und Agenturen bei der Umsetzung innovativer Markenforschung.
