
Nur 22 Prozent der Unternehmen in Deutschland haben in den vergangenen zwei Jahren tatsächlich ein Open-Innovation-Projekt mit Start-ups durchgeführt. Im europäischen Schnitt liegt der Anteil mit 14 Prozent sogar noch niedriger. Ein Blick auf die gesamte Verteilung zeigt allerdings, dass viele Unternehmen in anderen Ländern bereits systematischer vorgehen: 60 Prozent gaben an, im selben Zeitraum zwei bis fünf Partnerschaften mit Start-ups eingegangen zu sein. Die deutschen Ergebnisse wirken vor diesem Hintergrund eher zurückhaltend.
Start-ups als Schlüssel für KI-Transformation
Trotzdem ist die Erwartungshaltung gegenüber Start-ups hoch – gerade mit Blick auf die Nutzung Künstlicher Intelligenz. 75 Prozent der befragten deutschen Unternehmen, die bereits mit Start-ups kooperiert haben, stufen diese als zentrale Partner für ihre KI-Strategie ein. Insgesamt betrachten sieben von zehn europäischen Unternehmen Start-ups als festen Bestandteil ihrer Innovationsstrategie. Besonders häufig arbeiten Konzerne mit mehr als 5.000 Mitarbeitenden mit jungen Technologieunternehmen zusammen. In dieser Gruppe lag der Anteil der KI-Projekte mit Start-ups zuletzt bei 72 Prozent. Der Fokus liegt dabei laut Studie vor allem auf generativer KI.
„Speziell bei generativer KI zeigt sich, wie sehr Unternehmen auf das Tempo und die Technologiekompetenz von Start-ups angewiesen sind“, sagt Darius Selke, Head of Marketing, Corporate Affairs & Ventures. „Sie bringen Agilität in Prozesse, die in Konzernen oft zu lange dauern.“
Fehlende Strukturen bremsen Fortschritt
Ob Kooperationen mit Start-ups gelingen, hängt laut Studie maßgeblich von den internen Voraussetzungen ab. In Deutschland verfügen 64 Prozent der Unternehmen über eine eigene Open-Innovation-Abteilung, die sich um die Zusammenarbeit mit Start-ups kümmert – europaweit ist das der zweitniedrigste Wert. Im Durchschnitt liegt der Anteil bei 69 Prozent. Ohne fest verankerte Zuständigkeiten bleibe Open Innovation jedoch oft ein Einzelfall, so die Studienautoren.
Die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt laut Report deutlich, wenn klare Betriebsmodelle existieren: Unternehmen mit spezialisierter Open-Innovation-Einheit erzielen eine Erfolgsquote von 73 Prozent im Vergleich zu 51 Prozent bei Unternehmen ohne definierte Zuständigkeit.
„Open Innovation darf kein Nebenprodukt sein“, sagt Darius Selke. „Der Wille zur Zusammenarbeit allein reicht nicht – entscheidend ist, welchen konkreten Mehrwert Start-ups liefern und wie dieser systematisch in die Organisation eingebunden wird. Dafür braucht es eine klare Venture-Strategie – idealerweise mit einem Partner, der als verlängerter Arm in die Start-up-Ökosysteme hineinwirkt: vom Scouting übers Matching bis zur konkreten Umsetzung. Entscheidend ist, dass dieser Partner nicht nur vermittelt, sondern auch Verantwortung übernimmt – mit Branchenwissen, Technologiekompetenz und einem tiefen Verständnis für die Anforderungen der Unternehmen.“
Hintergrundinformationen
Für den Open Innovation Report 2025 wurden 1.643 Unternehmen und Start-ups aus zwölf europäischen Ländern befragt, darunter Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Schweden, Norwegen, Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und der Schweiz. Befragt wurden sowohl Unternehmen aus dem privaten als auch dem öffentlichen Sektor. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Ipsos und der INSEAD Business School durchgeführt.