Deutschland zählt zu den globalen Vorreitern bei KI-Nutzung – trotz fehlender Tech-Giganten 0 7

Deutschland nutzt KI intensiver als viele glauben – doch Regulierung und Risikoscheu bremsen Innovationspotenzial zunehmend aus.

Deutschland liegt bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz international weit vorn. Laut OpenAI-Manager Nick Turley gehört die Bundesrepublik bei den zahlenden ChatGPT-Nutzern weltweit zu den Top drei, bei der geschäftlichen Anwendung sogar unter die Top vier. Im April 2025 stieg die ChatGPT-Nutzung in Deutschland um 20 Prozent – ein klarer Hinweis auf die breite Akzeptanz von KI im Alltag und in Unternehmen.

Trotzdem dominiert hierzulande die Wahrnehmung, Deutschland sei bei Künstlicher Intelligenz im Rückstand. Für Turley ein Missverständnis. Zwar fehle bislang ein „KI-Schwergewicht made in Germany“, doch in der Breite sei das Fundament für eine führende Rolle gelegt. Von Start-ups wie Merantix bis zu Großunternehmen wie Zalando oder DKB – KI werde längst produktiv eingesetzt. Auch renommierte Forschungseinrichtungen wie die Max-Planck-Gesellschaft arbeiten mit fortgeschrittenen Reasoning-Modellen von OpenAI.

Mit der Eröffnung eines eigenen Standorts in München Mitte Mai reagiert OpenAI auf die starke Nachfrage. Das KI-Ökosystem hier wachse, getragen durch die nationale KI-Strategie, staatliche Fördermittel und Plattformen wie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Entscheidend sei nun, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Turley fordert ein innovationsfreundliches Klima: mehr Rechenleistung, gezielte Talentförderung, robuste Dateninfrastrukturen und einfachere regulatorische Vorgaben. Gerade das EU-Regelwerk sei bislang oft zu komplex, zusätzliche nationale Vorgaben könnten den Standort Deutschland im globalen Wettbewerb schwächen.

Die größten Tech-Unternehmen der letzten Jahrzehnte entstanden allesamt in Phasen disruptiver Technologieentwicklung – vom PC über das Internet bis zum Smartphone. Mit seiner Kombination aus Forschungstradition, technischer Exzellenz und industrieller Basis habe Deutschland die Chance, auch in der KI-Welle vorn mitzuspielen – sofern es gelingt, den Mut zum Experiment mit einer klugen Industriepolitik zu verbinden.

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Ana Karen Jimenez ist Redakteurin beim Deutschen Coaching Fachverlag und hat ihren Bachelor in Literaturwissenschaften und Spanisch an der Eberhard Karls Universität Tübingen abgeschlossen. Sie ist in den Magazinen für lesenswerte Ratgeber und vielfältige Kundentexte verantwortlich.

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